Gallina

Irgendwie hatte ich nach "Distel" festgestellt, dass Reiten nicht nur vom Stall zur Halle besteht, sondern dass auch Wanderreiten und lange Ausritte Spaß machen können. So kaufte ich Gallina. Sie war eine Oldenburger Stute, etwas lang in der Rippe, die auf sehr großem Huf lebte und einen Exterieurfehler in den Vordergliedmaßen hatte. Sie war vorbiegig und das nicht zu knapp. Ich wurde oft darauf angesprochen, wie ich denn mit einem "platten" Pferd so weit reiten wolle. Aber sie lief so viele Kilometer einwandfrei, auch wenn sie anfangs draußen ziemlich schreckhaft war. Und sie sprang wirklich gut, wie man auf dem Bild vom Sprung über den ca. 80 cm hohen Baumstamm sehen kann. Sie nahm beim Springen immer die Hinterhand recht hoch, so dass man aufpassen musste, nach dem Sprung nicht zu schnell einzusitzen, weil sonst wurde man unweigerlich "abgeschossen".

Gallina 2Aber sie war ein tolles Pferd, das alles mitmachte; mit ihr stieg ich 1988 auf das Westernreiten um. Trotzdem wollte ich auf das Springen anfangs nicht verzichten. Sie konnte die Hilfengebung komplett auseinander halten, ich war da auch teilweise mit einem Bosal unterwegs, war ihr aber egal. Sie war leistungsbereit und wenn es über eine Brücke oder ein Tor ging, dann war das halt so. Je mehr ich mich aber ins Westernreiten einfummelte (mehr war das am Anfang nicht), desto mehr stellte ich fest, dass sie einfach zu lang war, um effektives Westernreiten zu betreiben. Zeitgleich verguckte ich mich 1989 in die Rasse der Criollos. Und ich fand dann einen guten Platz mit Familienanschluss für sie und so verkaufte ich sie 1990. Von ihr lernte ich vor allem, dass das Interieur eines Pferdes eine enorme Rolle spielt.