"Der Rounpen im Viereck" stellt für mich mehr als einen Begriff dar, inzwischen ist es eine Einstellung zum Reiten. Das Schubladendenken ist eine unserer größten Blockaden im Kopf und hindert uns oft, Dinge anzunehmen und zu begreifen. Ich habe eine lange Gerte bei Reiten im Einsatz - muss ich deshalb im "Englischsattel" sitzen? Mein Pferd hat ein Bosal auf dem Kopf - bin ich deshalb ein Vaquero? Mein Sattel hat vorne ein Horn - muss ich deshalb die Zügel lang lassen und meine Beine wegstrecken? Ich arbeite am Boden mit Kappzaum - bilde ich deshalb nach akademischen Grundsätzen aus? Weil ich mein Pferd deutlich nach rechts und links mit hoher Hand stelle - reite ich deshalb nach den klassischen Grundsätzen der Légèreté?

Ohne Liebe zum Pferd ist keine harmonische Ausbildung möglich. Jean-Claude bezeichnete die Liebe zum Pferd als vierte Hilfe. Dass sich das Pferd dem Reiter anschließt, kann er sich nur durch Zuneigung und Konstanz erarbeiten. Drei Begriffe von Jean-Claude Dysli haben mich in meiner reiterlichen Ausbildung geprägt: Balance - Feeling - Timing. Siehe auch meine Bemerkungen zu JCD bei den Lehrmeistern.

Ob einem die Art des Unterrichtens liegt, kann man nicht an schönen Formulierungen und schlauen Sprüchen auf einer Webseite feststellen, sondern muss auf dem eigenen Pferd erfühlt werden. Ich gab OFFENEN REITUNTERRICHT, das heißt nach allen Methoden, Reitweisen, Sätteln und Zäumungen offen. Damit Ihr Euch vorstellen könnt, was ich im Unterricht so an Lektionen reiten ließ, gibt es hier eine Tabelle "Meine Übungen im Westernreiten" für jeden als Download. Ich lehne Rollkur und ständiges vorwärts/abwärts grundsätzlich ab, finde jedoch eine leichte Dehnungshaltung zwischendurch nützlich und falle nicht gleich vom Glauben ab, wenn mal die Nase des Pferdes kurzfristig leicht hinter der Senkrechten ist. Jedoch gehört sie da nicht hin, und echte Anlehnung ist damit nicht gegeben. Erste Prämisse ist jedoch immer, man erreicht nur Leichtigkeit, wenn man mit dem Pferd arbeitet, und nicht gegen das Pferd. Und: ein lockeres Pferd ist nicht ohne einen lockeren Reiter möglich.

Wie kann man nun guten von schlechtem Reitunterricht unterscheiden?

  1. Wird das Equipement (Sattel, Decke, Pad, Gebiss) kontrolliert?
  2. Wird mir neues Equipement aufgedrängt, das der Reitlehrer zufällig günstig anzubieten hat?
  3. Wird zu allererst auf meinen Sitz ausreichend eingegangen?
  4. Wird dem Exterieur meines Pferdes genug Rechnung getragen
  5. Werde ich aufgefordert, gleich einen Anschlusskurs zu buchen?
  6. Werden wirklich meine Probleme erkannt oder nur meine Hoffnungen verstärkt?
  7. Wird über andere Methoden/Reitlehrer schlecht geredet?

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, Leben muss man es vorwärts." (Sören Kierkegaard)